Diese Ausstellung im Kunstraum der Villa Friede führt drei künstlerische Positionen zusammen, die jeweils auf eigene und besondere Art und Weise den Architekturraum in eine Inszenierung von Licht, Farbe, Durchdringung und Transparenz verwandeln. Einem Maler, einem „Bildbauer“ und einem Bildhauer gelingt diese Gesamtstimmung vor Ort, die immer wieder – wie in einem Konzert – unterschiedliche Bezüge entwickelt. Dabei ist das Besondere in dem Zusammenklang der künstlerischen Positionen, dass das Licht und die Architektur des Raumes eine Verbindung aufbauen, in der sich sowohl ein reiner Lichtraum entwickelt, ein Farbraum und ein begehbarer Realraum, dessen Grenzen oszillieren, ohne die einzelnen Positionen zum Verschwinden zu bringen. Ein wesentliches Kriterium dieser Offenheit in der Zuordnung liegt in der Verwendung der Materialien, mit denen die Künstler formen, malen und gestalten. Beim Maler Gerhard Langenfeld sind dies die Farben auf Leinwand, in vielen Schichten opak bis transparent aufgetragen, bei Bildbauer Camill Leberer gestaltet die ungewöhnliche Kombination von Metall, Farben und Glas Farbkörper im Raum, und beim Bildhauer Jörg Bach, der mit Stahl arbeitet, dominiert eine Installation aus vielen einzelnen Skulpturen einen ganzen Raum.

Wie nun verändert die Kunst den Raum?

Dem Maler Gerhard Langenfeld, der sich nur scheinbar auf die Zweidimensionalität der reinen Bildfläche konzentriert, gelingt es, die Raumdimension in einer differenziert geschichteten Malerei in die Tiefe zu erweitern, die die Architektur und den Raum gleichsam nach hinten ins Innere des Bildes fortführt. Die dominierende Farbigkeit seiner Bilder ist schwarz und wird hinterfangen von einer unendlichen Vielfalt an Farbstrukturen, die den Aufbau des Bildes aus der Vielfalt ins Monochrome nachvollziehbar macht und uns ein Narrativ der reinen Malerei vorstellt. In seinen Schichtungen und Durchdringungen werden die Betrachter von den Bildern gleichsam aufgesogen.

Der „Bildbauer“ Camill Leberer erweitert den Raumcharakter mit seinen Farbplastiken aus Eisen, Farbe und Glas im Sinne einer Addition von Architekturelementen aus Licht und Transparenz, die den Raum im Innern vergrößern und wie zurückgenommene Skulpturen wirken, deren Ausdruck durch ihre optischen Qualitäten sich stets wandeln: Offenheit und Geschlossenheit an der Grenze von Malerei und Skulptur.

Der Bildhauer Jörg Bach hat wiederum extra für die Ausstellung im Kunstraum Villa Friede eine große Installation geschaffen, die nicht von ungefähr an den Ausbruch des Ukraine-Krieges am 24. Februar 2022 mahnt. Sie befindet sich im offenen, lichtdurchfluteten Dachgeschoss. Wie nach einer Explosion verstreut liegen einzelne Skulpturen auf dem Boden, stehend, gestürzt, fragil und in der Schwebe. Die Besucher bewegen sich zwischen den einzelnen Skulpturen und erleben, wie die einzelnen Teile aus dem Kontext eines größeren Körpers extrahiert zu sein scheinen. Es zeigen sich wechselnde neue Konstellationen, die sich zu einem Ganzen verbinden. Dieses Ganze kann der Betrachter jedoch nicht als geschlossenes Volumen erkennen, sondern er erlebt eine Abfolge von Formen, die sich auf ein Vergangenes beziehen und letztlich als Einzelpositionen ihr individuelles Sonderleben dokumentieren.


Die Aneignung von Raum über Lichtmaterialität, Raumerweiterung und Transparenz erreicht in dieser Ausstellung mit den drei Künstlern eine Präsenz, die jede einzelne Position als einzigartig und genau definiert zeigt aber im Zusammenklang die Räume des Kunstraums Villa Friede in ganz besonderer Weise akzentuiert und zu einem Erlebnis macht.

 Dr. Gabriele Uelsberg

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Eröffnung:

Mo, 20.01.2022, 17 Uhr

Einführung:

Dr. Gabriele Uelsberg

Direktorin, LVR LandesMuseum, a.D.

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