Die Ausstellung Maria Lassnig – Sturtevant – Ekatherina Savtchenko im Kunstraum Villa Friede versammelt drei Künstlerinnen, in deren Werk die Selbstbestimmung der Künstlerin als souveränes Subjekt thematisiert wird. Dies vollzieht sich in allen drei Werken mit einem bewussten, oft schmerzlichen Umgang mit den Umständen weiblichen Künstlerseins, was bei Maria Lassnig (1919-2014), Sturtevant (1924-2014) und Ekatherina Savtchenko (*1965) zu einem neuartigen Umgang mit dem Selbstporträt bzw. dem eigenen Antlitz und Körper führt, den es in dieser Form in der Kunstgeschichte noch nicht gab. Das bedingt das Versteckenkönnen einer unbedingten Ernsthaftigkeit in einem Lächeln, einem Witz, einem ironischen Umgang mit sich selbst und künstlerischen Vorbildern, das aber nur ein künstlerisches Mittel ist, um am Ende des Betrachtungserlebnisses bei den Rezipienten zu triumphieren. Die externen Bedingungen des Künstlerinnenseins und die eigenen Zweifel werden stets feinsinnig und sehr vielschichtig umgedreht, auf das eigene Subjekt bezogen, ohne jedes auftrumpfende Spiel gegenüber wem auch immer. In den drei Werken entsteht auf diese Weise aus dem weiblichen Selbstporträt eine neue Bildgattung, in der die schwierige, aber schlussendlich gelungene Subjektwerdung die Qualität einer „realen Allegorie“ annimmt, um Gustave Courbets Begriff vom Anfang der modernen Kunst zu verwenden.
Robert Fleck, 2022
Dr. Robert Fleck
Kurator